Auftraggeber:     HafenCity Hamburg GmbH
Bearbeitung:      seit 1999
Bauzeit:       seit 2000
Dienstleistungen: Verkehrskonzepte, allgemeine Beratung, Planung Verkehrsanlagen einschl. Leitungstrassenplanung und
Verkehrstechnik, Projektsteuerung, Leitungskoordination, Bauvorbereitung, Bauüberwachung

Seit 1998 läuft in Hamburg die Planung und Realisierung für eines der größten städtebaulichen Projekte in Europa, der HafenCity. Diese städtebauliche Erweiterung der Hamburger Innenstadt, auf dem Gelände des zentral an der Elbe gelegenen ehemaligen Freihafens, bedeutet eine Ausdehnung auf einem Areal von rd. 157 ha (Nettobauland 60 ha). Hier entstehen Wohnungen für 10-12.000 Einwohner und Arbeitsräume für ca. 45.000 Beschäftigte im Dienstleistungssektor. Nach Fertigstellung der HafenCity werden mit den Einzelhandelsflächen in der HafenCity ca. 2,3 Mio m² BGF realisiert sein.

Die HafenCity3Die HafenCity (Quelle: HafenCity GmbH, 2014)

ARGUS ist mit zahlreichen grundlegenden Konzepten zu allen Erschließungsfragen, einer kontinuierlichen Beratung und den umfangreichen Entwurfs- und Ausführungsplanungen an dem Entstehungsprozess der HafenCity maßgeblich beteiligt. Insbesondere wegen der Schaffung eines großen neuen Stadtquartiers und der damit verbundenen Komplexität sehen wir als besondere Herausforderung:
• das hohe Maß an interdisziplinärer Bearbeitung der Fragestellungen,
• die direkte Anbindung an die gewachsene City Hamburgs,
• die Umnutzungsproblematik auf den Flächen,
• die Überlagerung der vielen urbanen Nutzungsansprüche an den öffentlichen Raum,
• den hohen Gestaltungsanspruch an die Planung,
• die Beteiligung einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Planungsbeteiligten,
• das Warftenkonzept zum Hochwasserschutz,
• die Erfordernisse für einen 1. und 2. hochwassersicheren Rettungsweg.

Verkehrsuntersuchung mit einem makroskopischen Modell; ein Muss bei einer dynamischen Stadtentwicklung
Grundlage für die Planung der Straßen und Knotenpunkte ist ein in enger Abstimmung mit den Behörden erarbeitetes Verkehrsmodell. Dieses Modell setzt sich aus drei im Entwurf von Straßen typischerweise betrachteten Lastfällen (Tagesbelastung und Spitzenstunden) zusammen und wird von ARGUS mit dem Simulationsprogramm VISUM verwaltet.
Neben der Bereitstellung der für die Bemessung und Beurteilung von Verkehrsanlagen notwendigen Verkehrsdaten wird das Modell vor allem bei Fragestellungen herangezogen wie z. B.:
• bei der Szenarienbildung zur Beurteilung der Auswirkungen von unterschiedlichen Nutzungsmischungen oder
Verkehrsintensitäten;
• bei der Variantenbetrachtung von städtebaulichen Rahmenbedingungen, die Auswirkungen auf die Verkehrsführung haben; und
nicht zuletzt
• bei der Analyse von Zwischenzuständen, die sich in einem Planungsgebiet von der Größe der HafenCity zwangsläufig aus dem
zeitlichen Versatz der Realisierungsschritte und der infolgedessen häufig
wechselnden Verkehrsmengen und-zusammensetzungen ergeben.

Tagesbelastungen2Tagesbelastungen (Eigene Darstellung)

Fußverkehr; ein wichtiges Standbein der Mobilität
Das zu Fuß laufen bekommt wieder in hoch verdichteten Räumen eine zunehmende Bedeutung. Ein Quartier kann erst mit Fußgängern eine urbane Kraft entfalten. Dieser Gedanke hat die Gesamtkonzeption der HafenCity mitgetragen, was sich schon darin ablesen lässt, dass das ca. 13 km lange Straßennetz, durch 34,8 km separat geführte Fußgängerwege ergänzt wird. Diese hochwertig gestalteten Wegebeziehungen sichern eine komfortable und durch die Wasserlagen auch hoch attraktive Fußgängersituation in der gesamten HafenCity. Nur so kann der heute schon spürbare lebendige städtische Charakter entstehen, der dem Stadtteil langfristig einen lebenswerten Charme gibt.

FußgängerwegenetzFußgängerwegenetz (Eigene Darstellung)

Spezielle Orte; nur durch eine intensive Konzeptentwicklung ist eine gute Erreichbarkeit zu gewährleisten
Durch die komplexe Höhenlage, die von Fragen des Hochwasserschutzes, aber auch von Zwangspunkten aus anderen Rahmenbedingungen, wie z. B. den Elbbrücken geprägt wird, müssen die Wegebeziehungen an besonderen Orten detailliert geplant werden, um eine optimale Erschließung gewährleisten zu können. Hierbei wird es besonders wichtig, dass die Zielvorstellungen graphisch deutlich herausgearbeitet werden, um eine konstruktive Diskussion mit allen Beteiligten führen zu können. Ein solcher Ort war die neue U- und S-Bahnstation Elbbrücken, die optimal mit dem neuen städtischen Umfeld vernetzt werden muss. Trotz der komplexen Höhenverhältnisse und vielfältigen Abhängigkeiten aus den einzelnen Bauwerken heraus, konnte ein stabiles, funktional hochwertiges Erschließungssystem für den Gesamtbereich entwickelt werden.

Parallel wurden die Anforderungen für einen Mobilitäts-Hub formuliert. Hierbei ging es hauptsächlich um Flächenerfordernisse, die in der weiteren Freiraumplanung im Umfeld der S- und U-Bahnstation Berück-sichtigung finden sollte.

Kaizonen-Erschließungskonzept; eine Überlagerung von vielen Ansprüchen und Anforderungen
Das Elbufer im Bereich der Hamburger Innenstadt ist von großer touristischer Attraktivität und gehört damit auch in der HafenCity zu den freiraumplanerischen hochwertigen Flächen. Umso wichtiger war es, sowohl die Erlebbarkeit der Kaizonen für den alltäglichen Rad- und Fußgängerverkehr als auch die Erschließung für außergewöhnlicher Nutzungen bzw. Veranstaltungen sicherzustellen (Traditionshafen, Marina, Hafengeburtstag). ARGUS hat die erschließungstechnischen Anforderungen der Kaizonen und ihrer Nutzer und Besucher analysiert und in ein abstraktes Erschließungskonzept überführt, dessen Anforderungen im freiraumplanerischen Siegerentwurf ohne gestalterische Brüche integriert worden ist.

Kaizonen-ErschließungskonzeptKaizonen-Erschließungskonzept (Eigene Darstellung)

Radverkehrskonzept; das Fahrrad tritt in das Bewusstsein der Stadt
Zur Unterstützung der einzelnen Straßenentwurfsplanungen wurde bei ARGUS ein Radverkehrskonzept erarbeitet. Damit sollten die Anforderungen von Seiten des Radverkehrs frühzeitig in den Planungsprozess integriert werden. Im Konzept wurden unterschiedliche Typen von Radfahrern wie Berufsradfahrer (Kuriere etc.), Pendlerverkehr, Freizeitradfahrer usw. identifiziert und mit ihren spezifischen Ansprüchen an die Radwegeverbindungen im Zielkonzept berücksichtigt. Hierdurch kann ein Radverkehrssystem etabliert werden, das für die gesamte Stadt ein Vorbild ist.

RadverkehrskonzeptRadverkehrskonzept (Eigene Darstellung)

Parkraumkonzept; einen bewussten Umgang realisieren
Mit Beginn der ersten Straßenentwürfe wurde die Notwendigkeit eines geschlossenen Parkraumkonzeptes für das gesamte Planungsgebiet, zunächst bei der Ausweisung öffentlicher Parkstände, deutlich. Gleichzeitig rückte im Zuge erster Grundstücksverkäufe und Architekturwettbewerbe die Thematik der privaten Stellplätze zunehmend in den Vordergrund.
ARGUS wurde deshalb beauftragt, zunächst den im öffentlichen Raum zu schaffenden Parkraum zu quan-tifizieren und im Planungsgebiet zu verorten. Zusätzlich war die Anzahl seitens der privaten Investoren nachzuweisenden Stellplätze zu ermitteln und die technischen Möglichkeiten für deren Realisierung aufzuzeigen.

Unter Berücksichtigung von Mobilitätskonzepten werden im östlichen Bereich der HafenCity Quartiere entstehen, die mit 0,4 Stellplätzen/Wohneinheit weit unter den üblichen Richtwerten Parkraum anbietet. Durch Carsharing und Förderung der Multimodalen Mobilität werden Stadtquartiere entstehen, in denen eine Weiterentwicklung der städtischen Mobilität ablesbar sein wird.

Parkraumkonzept_Parkraumkonzept (Eigene Darstellung)

ParkraumkonzeptParkraumkonzept (Eigene Darstellung)

Straßenplanungen; auch die Straße muss wieder städtischem Leben Raum geben
Mit der Planung der Straße Kibbelsteg (heute: Großer Grasbrook) wurde Ende 2000 begonnen. Als erste neue Straße der HafenCity, in prominenter Lage, waren im Planungsprozess höchste Ansprüche an die gestalterische Qualität und an die Funktionalität gestellt.
Bis heute wurden die Straßenplanungen für alle inneren Haupt- und Erschließungsverkehrsstraßen erar-beitet. Auch bei diesen Planungen wurde ein sehr hoher Gestaltungsanspruch gestellt. Die freiraumplane-rischen Aspekte wurden von mehreren Landschaftsarchitekturbüros intensiv begleitet. Eine besondere Aufmerksamkeit wurde auf die Materialwahl gelegt, deren Bemusterung und Auswahl von ARGUS mit moderiert wurde.

StraßenraumgestaltungStraßenraumgestaltung mit besonderem Gestaltungsanspruch – Hongkongstraße / Hongkongplatz (Eigene Darstellungen)

HafenCityBilderStraßen in der HafenCity, Osakaallee | Großer Grasbrook | Am Kaiserkai (Eigene Abbildungen)

Verkehrstechnik; eine verkehrsabhängige Verkehrssteuerung sichert eine leistungsfähige Infrastruktur.
In der HafenCity sind 13 Knotenpunkte und Einmündungen signalisiert. Verkehrsbelastungen auf einzelnen Straßenabschnitten von bis zu 40.000 Kfz/d machen für eine effiziente Flächenaufteilung eine koordinierte, verkehrsabhängige Steuerung unabdingbar. Hierbei ging es nicht nur um eine gute Verkehrsqualität für den Kfz-Verkehr, sondern ebenso um eine ausgewogene Berücksichtigung des nichtmotorisierten Verkehrs. Die Signalschaltungen waren so zu gestalten, dass die gewünschten Lenkungseffekte, z.B. die Entlastung der Überseeallee vom Kfz-Verkehr, gestärkt werden.
Um auch Detailfragen beantworten zu können, wurden viele großräumigen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Verkehrslenkung mit den Programm VISSIM der PTV AG simuliert, so dass auch mit Hilfe eines visuellen Eindrucks die jeweiligen Situationen beurteilt und kommuniziert werden konnten.

VISSIMVISSIM Verkehrsflusssimulation – südliches Überseequatier (Eigene Darstellung)

FlächenentwicklungsplanFlächenentwicklungspläne (Eigene Darstellung)

Flächenentwicklung; nur mit einer effektiven Entwicklungsstrategie ist eine wirtschaftliche Entwicklung möglich
Die Flächenentwicklung der HafenCity ist durch die noch aus dem ehemaligen Hafen bestehenden Nutzungen, den Bauarbeiten für die HafenCity und den neuen Nutzungen geprägt. Neben den erheblichen Abhängigkeiten aus der bestehenden Infrastruktur waren besonders die neuen Nutzer der HafenCity vor zu großen Störungen durch Bauaktivitäten zu schützen. Um die starken Abhängigkeiten zu verdeutlichen, wurde von ARGUS die Flächenentwicklung in der HafenCity in Halbjahresschritten aufgearbeitet, um die vielschichtigen Zusammenhänge verdeutlichen zu können. Aufgrund der dynamischen Entwicklung werden diese Pläne regelmäßig überarbeitet und fortgeschrieben.

Bauvorbereitung für die Infrastrukturmaßnahmen; eine Realisierung in vielen Schritten
Durch die erhebliche Geschwindigkeit bei der Flächenentwicklung wird es im zunehmenden Maße erforderlich, durch eine umfangreiche Bauvorbereitung die Einzelmaßnahmen ineinander zu verzahnen. Besonders eine intensive Leitungskoordination stellt die Versorgung der Nutzungen sicher und ermöglicht einen effizienten Wandel zu den neuen Stadtstrukturen.

Übersicht BauphasenÜbersicht der einzelnen Bauphasen (Eigene Darstellungen)

Leitungsplanung und Leitungskoordination; Infrastruktur, die eine Stadt am Leben erhält
Durch die Aufhöhung des Geländes um ca. 2,50 m auf ein hochwassergechütztes Warftenniveau müssen alle Ver- und Entsorgungsleitungen neu dimensioniert und verlegt werden.

LeitungstrassenplanLeitungstrassenplan (Eigene Darstellungen)

Die anspruchsvollen Abstimmungsverfahren finden Niederschlag in einer aufwändigen Koordination der Realisierungsphase, die mit den Erfordernissen aus den entstehenden Hochbauten und aus dem Straßenbau abgestimmt werden müssen.

BaustellenfotosLeitungsbau in der HafenCity (Eigene Abbildungen)

Bauüberwachung und Bauoberleitung; hier muss die hohe Qualität umgesetzt werden
Für die gesamte innere Erschließung der HafenCity hat ARGUS die Bauüberwachung und die Bauoberleitung maßgeblich übernommen. So konnte sichergestellt werden, dass der qualitativ hohe Anspruch auch in der Ausführung Berücksichtigung findet. Hierbei mussten komplexe Fragestellungen, wie das Bauen auf Blähton, oder Sonderbauweisen zur Verhinderung eines Aufschwimmens des Straßenkörpers, berücksichtigt werden. Neben den hochwertigen Materialien gilt es aber auch die Maßnahmen im Entwicklungsprozess zu sehen. So ist es erforderlich in mehreren Baustufen, unter Berücksichtigung von unterschiedlichen Nutzungen, eine hohe Qualität zu realisieren, die den späteren Anforderungen gerecht wird.

HafenCity_Baustellenfoto_bearbeitetBauüberwachung Zweibrückenstraße, HafenCity (Eigene Abbildungen)